Fortsetzung folgt...

 

Ich werde nachher hier noch vieles ergänzen,

aber erstmal für den Anfang kommt das hier:

 

 

Dienstag

Ich spüre das Holz an meinen Handknöcheln.

Die Musik dringt durch meine geschlossenen Augen.

Eins, zwei, drei, vier.

Ich liege auf dem Boden des Ballettsaals und zähle mit der Musik. Eins, zwei, drei, vier.

Ich warte auf meinen Einsatz.

Jedes Mal wenn ich mich zu diesem Tanz hinlege, streife ich stolz mit einem Blick meine Hüftknochen und den flachen Bauch.

Gleich muss ich aufstehen.

Eins, zwei, drei vier.

Alles spannt sich an. Grand battement auf dem Boden.

Aufstehen, auf den vorgesehenen Platz gehen.

Auf den Einsatz warten.

Da sein, groß sein, schnell sein.

Preparation, Drehung, 5. Position, terlevé, chassé, grand jeté.

Alles wird gut.

Bald spüre ich meine Rückenschmerzen nicht mehr.

 

Mittwoch

Heute wird anstrengend werden.

Die nächsten Tage werden anstrengend werden.

Lernen, Hausaufgaben machen, melden.

Und sich wie eine alte Frau fühlen.

Das Training gestern war sehr, sehr anstrengend.

Ich habe Rückenschmerzen,

spüre meine Oberschenkel, meinen Po.

Alles tut irgendwie etwas weh.

 

Ich betrete den langen Gang zu den naturwissenschaftlichen Räumen der Schule. Dort vorne wartet Leonie. Sie sitzt auf dem Boden, schaut mich fröhlich an und sagt:

"Wir fahren zur Preisverleihung in zwei Wochen!"

Was? Geschafft? Unser Kurs in der engeren Auswahl? Das kann es nicht geben! Ich freue mich total, umarme sie und bin ganz hippelig. In zwei Wochen fällt donnerstags für uns der Unterricht aus. Yes! Kein Bio! Wir bekommen alles bezahlt und fahren zur Preisverleihung. Danach gehen wir zusammen auf den schönsten Weihnachtsmarkt. Es wird schön :)

 

Nachmittags backe ich einen Kuchen mit Nina.

Wir werden selbst bei noch einem Wettbewerb mitmachen und dafür Kuchen testen. Als wir vorhin mit Leonie, die ebenfalls mitmacht, die Backmischungen gekauft haben, habe ich mir noch eine Packung Lebkuchen mitgenommen. Zur Sicherheit. Wir haben nichts ordentlich Süßes im Haus.

 

Nachdem wir den Geschmack des Kuchens bewertet haben, verschwinde ich zwei Mal für etwas länger im Bad. Ich weiß nicht, ob es Nina aufgefallen ist. Aber sie hätte es sich auch denken können. Als sie weg ist, nimmt alles seinen Lauf.

 

Abends habe ich es nicht mehr ausgehalten. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass ich es einfach mit dem Essen nicht schaffe. Wir haben geredet und geredet. Am Ende wusste sie, dass ich mich mehrmals übergebe. In der Woche oder am Tag. Am Ende habe ich nur noch geheult und sie war sauer und enttäuscht.

Sie ist ratlos, ich bin ratlos.

Morgen wird sie die Therapeutin im Nachbarort wieder anrufen.

 

Donnerstag

Mein Vater weiß nocht nichts von dem Gespräch.

Die Therapeutin hatten wir schon im Januar angerufen. Und im Juni, an meinem Geburtstag. Jetzt im Dezember gibt es immer noch keinen Platz. Aber sie hat sich unsere Telefonnummer aufgeschrieben. Sobald ich unter 45 kg wiege, wird Holland für mich nicht möglich sein. Mein Vater ist sogar der Meinung, er lässt mich dann einweisen. Pah, dahin, wo ich im Frühling war, gehe ich nie wieder. Das ist ein einziges Machtspiel ziwschen dem Oberartzt und den Therapeuten plus ihren Patienten.

Er ist unfähig!

 

 

 

 

 

Sonntag

Eigentlich hatte ich mir gestern nach dem Abendessen vorgenommen, heute morgen zu (fr)essen, während meine Eltern noch bei meinen Großeltern frühstücken. Es waren Verwandte zum Essen da. Ich habe mir drei Mal die Seele aus dem Leib gekotzt. Das Schokoeis gestern Abend hat Gelüste geweckt. Und meine Mutter hatte heute M&Ms sowie Schokoladenstreusel gekauft. Und die restlichen Merci Petits wären auch noch da gewesen. Als ich aber dann abends ins Bett gegangen bin, habe ich mich innerlich selbst beschimpft. Also habe ich es gelassen. In der Kirche hat das Hauptorchester den ersten Adventsgottesdienst musikalisch untermalt. Ich bin zwar erst seit einer Probe wieder im großen Orchester, aber who cares, ich sollte mitspielen. In zehn Minuten werden wir mit einer befreundeten Familie Essen gehen. Zu einem Italiener hier im Ort. Ach du fröhlichen, ersten Advent.

 

Die Spaghetti sind in der Toilette gelandet. Im Januar waren wir auch einmal hier essen. Geburtstag meiner Oma. Ich habe das Essen damals nicht rausbekommen und meine Mutter ist mir auf die Toilette gefolgt. Heute konnte sie mir nicht so einfach hinterher. Aber ich wusste, dass die Frage heute noch kommen wird. Und sie kam zuhause. Dieses Mal habe ich nicht gelogen. Nur was gestern Abend betrifft.

 

Als ich gerade wieder esse und aus dem Keller M&Ms holen will, höre ich meine Eltern in der Sauna reden. Sie reden über mich.

"Es wird immer schlimmer!"

Ich weiß nicht, aber es tut gut, dass sie sich mal Sorgen machen. Sie meckern zwar immer noch ständig an mir herum, aber sie machen sich Sorgen! Und sie rühren mich nicht mehr an...

 

Den Rest des Tages schreibe ich gleich ins Manuskript..

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