Wochenendgefasel

 

Dienstag

(Freitag aufgeschrieben)

 

Inneres Zwiegespräch

Erbarmen?

Nein.

Erbarmen?

Nein!

Jetzt?

Wieg dich. Zu viel.

Bring das verdammte Essen raus!

Vergebung?

Noch nicht.

Bitte!

Etwas noch.

Es ist genug, bitte!

Nur noch ein bisschen.

Ich schaffe es nicht mehr.

 

Meine Beine zittern, als ich das Bad verlasse.

Ich ziehe mich aus und betrachte die Zahl auf der Waage.

Wieder 500g weniger als heute morgen.

Trotz einer Tüte Chips, einer Tafel Schokolade,

einer halben Tüte Salzstangenbrezeln,

zu vielen Rosinen und Schokoriegeln.

 

 

Freitag

Von der Hungerphase in die Fressphase.

Ich habe täglich ein bis zwei Fressanfälle und übergebe mich

dementsprechend oft.

Bis zu drei Mal am Tag.

Mein Tag beginnt morgens mit dem Gedanken,

was ich essen könnte,

welche Freiheiten ich habe.

Ich kann es ja eh los werden.

Ich darf es nur nicht in der Schule essen.

Und der Tag endet damit, dass mir alles zu viel wird

und ich die Lebensmittel, die ich gerade finden kann,

innerhalb kürzester Zeit esse und so gut es geht wieder verbanne.

Dabei gehen riesige Mengen an Joghurt, Müsli, Toast, Süßigkeiten und Knabberartikeln drauf.

Der Alltag als Bulimikerin.

Mittlerweile trage ich fast immer ein Haargummi.

Die Haare dürfen nie im Weg sein.

Und falls ich außer Haus bin, habe ich auch immer Kaugummi dabei. Passiert selten, dass ich sie brauche, aber man kann ja nie wissen. Es könnte ja schon morgen so sein.

 

 

Samstag

Ich trete durch die Tür des Einkaufszentrums.

Warme Luft schlägt mir entgegen.

20 min Wärme bis Leonie kommt.

Gleich hinter dem Eingang begrüßen mich kleine Lichter an Tannenbäumen, goldene Kugeln und Winterfiguren.

Ich spüre, dass ich glücklich bin.

Der Weihnachtsschmuck weckt Erinnerungen an letztes Jahr.

Gemütlich zusammen sitzen, während es draußen immer dunkler wird. Kerzen anzünden, damit ihre kleinen Flammen Wärme und Geborgenheit spenden. Plätzchen backen, den Tannenbaum schmücken und den Tisch decken, Geschenke auspacken, glückliche Gesichter sehen und Weihnachtslieder singen, das ist Weihnachten.

Diese Zeit wird jetzt wieder kommen. Ein schöner Gedanke.

 

Zusammen mit Leonie habe ich mir neue Spitzenschuhe gekauft.

Sie passen besser und schließen auch mehr ab.

Die alten waren völlig falsch für mich.

Ich hatte recht.

Danach sind wir in ein Café gegangen,

haben uns Wasser und Pfirsischeistee bestellt und geredet.

Nachdem wir unsere Bruchettas gegessen hatten, mussten wir schon wieder gehen.

Im Kino wartet der neue Teil von "Harry Potter" auf uns.

Und Nina.

 

Ich habe zwar den Anfang verpasst,

aber dafür das Haargummi gebraucht.

Lassen konnte ich es nicht.

Es war Zitroneneis.

Zitroneneis!

 

Der Film war richtig toll und es hat total Spaß gemacht,

mal wieder etwas mit Nina und Leonie zu unternehmen.

 

Sonntag

Heute war das Einmal-im-Jahr-Gansessen.

Für mich ohne Gans.

 

  Abends habe ich zweieinhalb Stunden die Bänder an meine neuen Spitzenschuhe angenäht! Um zwanzig vor zwölf bin ich ins Bett und ich bin immer noch nicht fertig.

 

 

Montag

Mit meiner Choreographie komme ich voran.

Da wir in Ballett auf "Fluch der Karibik" tanzen,

schreibe ich an einer Version des House Remix für Jazz Tanz.

Wir haben zwar schon zwei Tänze, aber am Donnerstag will meine Trainerin es sich mal anschauen.

Bis dahin muss ich fertig werden...

 

 

 

Montag

 

Während ich mir beim Bäcker in der Nähe der Schule Roggenbrötchen hole, sehe ich sie.

Schokomuffins.

Mit Schokostückchen.

Träumen.

So lange nicht mehr gegessen.

 

Kurzer Notenüberblick.

Am Donnerstag habe ich unglaubliche 15 Punkte in Chemie zurück bekommen. Ich habe keine Ahnung, wie ich das gemacht habe. So viel Angst, wie ich vor der Arbeit hatte. Am Freitag folgten dann gleich die 8 deprimierenden Punkte in Geschichte. Wenigstens sind es insgesamt noch 10. Ich hab alles gewusst, konnte es nur nicht richtig einbringen.

In Mathe sind es gesamt 14 Punkte,

Latein sogar noch 10. In Religion werden es 14 sein,

in Englisch 12.

Alles eigentlich nicht so toll.

 

Nach der Schule, Sport ist endlich wieder einmal vorbei, laufe ich durch die Stadt.

Elf verbleibende Minuten.

Ich brauch essen.

Ich laufe von einem Bäcker zum anderen.

Schokomuffins hier.

Schokomuffins dort.

Durchhalten.

Nicht.

Dein Bus wird pünktlich sein.

Er ist die Rettung.

Noch 90 Sekunden.

Stehen bleiben.

Nicht bewegen.

Er wird kommen.

Der Bus um die Zeit ist immer pünktlich.

Gerettet.

 

Zuhause gibt es Essen.

Mit der Familie.

Das Bad ist schön warm.

Dort friere ich nicht.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Donnerstag, 25 November 2010 20:46)

    Harry Potter ist wirklich ein toller Film, ich finde einfach Ron und Hermine ♥ und natürlich den Action-Kram total schön!
    es tut mir leid, das ihr euch erst wieder am 2. Advent seht, Süße!

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