Und wieder ein Wochenende...

Hey!

 

Erstmal an Lia: Ich glaube nicht, dass du an ihrem Tod schuld bist. Schuld ist einzig und allein die Krankheit. Mich hat es sehr bewegt, was du geschrieben hast auf deiner Seite. Es ist ein Kampf & ich bin jeden Tag in der Klinik dankbarer, dass ich keine Magersucht habe. Klar ist da immernoch der Wunsch, so auszusehen, aber langsam sehe ich die Schattenseiten. Ich kann für mich sagen, dass ich verstanden & erkannt habe, dass ich niemals so aussehen will. Dünn sein. Mein Traum. Aber nicht krankhaft. Nicht schwach. Nicht dem Tod nahe. Ich will immer noch gesund sein. Glaub mir, du kannst nichts dafür. Du hast alles getan, was du konntest!

 

Ich habe keine Schilddrüsenunterfunktion *Glück gehabt*. Bei mir ist alles OK. Herz, Schilddrüse & das Gehirn wird gerade untersucht. Nur ein Wert der Schilddrüsenantikörper ist leicht überhöht. Der wird nochmal kontrolliert. Achja. Stimmt. Die Blutabnahme dafür (und für einen Test, ob ich gegen Weizen und/oder Kuhmilch allergisch bin) wollten sie letzten Dienstag kurz vor dem Mittagessen machen.

 

Ganz plötzlich.

 

Und ein MRT (da kommt man in eine Röhre und das Gehirn wird untersucht). Dazu mussten sie eine Kanüle in meine Ader legen (um bei Bedarf Kontrastmittel zu spritzen). Ich hab schon gleich gesagt, dass ich das nicht will. Im Untersuchungszimmer habe ich mich dann geweigert, mir Blut abnehmen zu lassen. Ich wollte einfach nicht diese scheiß Kanüle!

Dann meinte die Krankenschwester, dass ich muss. Das wäre nicht meine Entscheidung, sondern die der Ärzte & meiner Erziehungsberechtigten. Dann war es für mich vorbei. Ich habe nur noch an "My body. My life. My choice. So I can do whatever I want." gedacht & total blockiert. Ich lasse mich nicht zwingen.

Als ich das meiner Therapeutin erzählt habe, meinte sie, dass das ja auch etwas positives hätte. Dass ich mich geweigert habe. Ich habe meine eigenen Grenzen eingehalten & sie verteidigt. Solange man mir die Wahl hat & mich nicht zwingt, wäre ja einiges möglich (weil ich bei der letzten Blutabnahme entscheiden konnte, ob ich will).

Am Ende ging das MRT auch ohne Kontrasastmittel & die Blutabnahme wird irgendwann nochmal gemacht, sie ist ja nicht dringend. => es wurde keine Kanüle gebraucht!

Am Dienstag wollte ein Betreuer (der, der für mich an dem Tag halt zuständig war) mit mir reden.

 

Vor einer Woche Mittwoch war die Kleingruppe ganz schrecklich. Ich habe 3 Stunden geheult. Warum will ich hier jetzt nicht ganz genau hinschreiben, aber danach habe ich mich aufgekratzt. Am Anfang sah es nur wie ein Knutschfleck am Schüsselbei aus, aber am Dienstag nach dem Wochenende noch viel schlimmer.

 

Er hat mit mir darüber geredet & auch sonst so über Freunde/Vereine/Sport und Ängste. Danach kam er mit einem Vertrag, den ich unterschrieben habe.

 

Der gilt für eine Woche (bis heute) und darin steht, dass ich mir bei den Mahlzeiten von den Betreuern bezüglich der Essensmenge helfen lasse und mich auch stoppen lasse (damit kein Fressanfall entsteht), dass ich mich 30min nach jeder Mahlzeit nicht in mein Zimmer zurückziehe (ich muss auf dem Flur bleiben, damit ich nicht erbreche) und dass ich mir Entspannungsbeschäftigung in Anspannungssiuationen überlege.

 

Es hat eigentlich ganz gut funktioniert. Ich bin zufrieden, nur dass ich vorgestern und gestern viel zu viel gegessen habe. Am Freitag hatten wir einen Ausflug in ein Haus der Sinne und gestern war ein Kanuausflug auf die Lahn mit meiner Klasse. Es tat gut, sie alle wiederzusehen. Aber es war halt zu viel Essen.

Mein Klinikessensplan wurde am Dienstag, den 18.5 abgesetzt. Ebenso das Nahrungsprotokoll. Ich kann wieder essen was und wieviel ich will. Meine Therapeutin hat gemerkt, dass ich mit vorgegebenen Plänen (also einem Kontrollentzug) nicht klarkomme.

 

Nun liegt es an mir, was ich daraus mache. Ich habe meinen eigenen Plan. Nachher schreibe ich ihn euch noch.

 

Aber erstmal an Ani: Ich fühle mich so einigermaßen. In letzter Zeit wegen der Geschichte in der Kleingruppe scheiße, aber dafür kann die Klinik wenig. Das liegt an einigen Mitpatientinnen. In der Klinik geht es mir immer besser. Man hat das Angebot, ein Entspannungbad zu nehmen (finde ich eklig, wegen meinen Ängsten vor Hautkrankheiten - es ist in einem Gemeinschaftsbad) oder eine Einreibung mit Duftöl. Die Einreibung ist total schön & hilft dir zu entspannen. Ich hab schon 2x eine machen lassen. Du liegst bei dir im Bett, wirst 3 Minuten mit Duftöl (z.B. Orange oder Zitrone) leicht massiert und kannst entspannen. Das Licht ist aus, ein Leuchtstein leuchtet in verschiedenen Farben & es läuft Entspannungsmusik. Danach bekommst du ein angewärmtes Handtuch auf den Rücken. Ich liebe es <3

 

Meine Freunde darf ich sehen. Ich glaube ohne sie würde ich es dort auch nicht aushalten. Es wäre schrecklich! Naja.

 

Julia. Sie sollte eigentlich letzten Montag zu uns kommen. Am Freitag vor einer Woche war sie schonmal bei uns in der Großgruppe. Als ihre Vorstellung dran war, hat sie angefangen zu weinen & wollte nicht mehr in die Klinik. Anscheinend haben ihre Eltern das erlaubt & nun ist sie zuhause.

 

Kennt ihr noch das Mädchen aus meiner Parallelklasse, von dem ich euch erzählt habe? Sie ist wegen Magersucht seit Dezember in einer Klinik. Nächsten Montag soll sie wieder in die Schule gehen. Das habe ich gehört. Sie hatte kam Kontakt zu ihren Freunden. Das war verboten. Nur eine Freundin durfte sie besuchen. Hart. Zum Glück bin ich nicht dorthin gegangen.

 

Hanna wurde vor knapp 2 Wochen mit ihrem Zielgewicht entlassen. Ich hoffe, sie packt es.

 

Auf Station A sind im Moment zwei Magersüchtige. Unter anderem zwei Zimmer neben mir ein total hübsches Mädchen. Zerbrechlich. Blond. Perfekt. Ich will nicht, dass sie zu uns kommt, aber unser Oberarzt (von unserer Station) war schon bei ihr. Ich würde ständig unter Druck stehen. Das stehe ich teilweise jetzt schon wegen einem Mädchen, dass neu bei uns ist, aber nicht wegen einer Essstörung (sagt sie jedenfalls), sondern unter anderem wegen Perfektionismus & weil sie keine eigene Meinung hat. Sie kann sich einfach nicht entscheiden. Naja. Sie ist dünn. Richtig dünn. Das ist ihre 4. Klinik. Sie war schonmal in der Psychatrie. Schrecklich.

 

Ach und ich habe endlich eine Zimmernachbarin!!

Seit Mittwoch. Sie ist 17, ich nenne sie mal hier Mel. Sie hat sehr starke Ängste. Weggehen ist für sie schwierig. Sie kann das Haus kaum verlassen, ist am Freitag umgekippt als sie zur Kunsttherapie gegangen ist. Außerdem hat sie einen Waschzwang wie ich. Das macht es leichter mit ihr im Zimmer. Sie kann mich verstehen, ich kann sie verstehen. Sie ist immerhin sehr nett :) Endlich bin ich nicht mehr so allein!

Die Beine will ich haben *_*

 

Nun zu meinem Plan:

 

Da ich jetzt wieder essen kann, was ich will (nur halt 3 Mahlzeiten täglich), kann ich auch meinen Plan in angriff nehmen.

 

Wie erfahrt ihr übrigens auch hier.

Lest das erstmal durch (habe ich heute erneuert).

Also ich esse jetzt 1050 kcal täglich und mache mehr Sport. Joggen, Inliner fahren, Fahrrad fahren, Schwimmen. Egal was, hauptsache Bewegung. 15 min täglich sind Pflicht.

 

Ich werde mir einen Essensplan und einen Sportplan schreiben, es gibt Belohnungen für gute Wochen & kleine Strafen für schlechte Wochen.

 

Damit will ich in 100 Tagen 6.2 kg abnehmen (theoretisch möglich) und einen BMI von 17.3 erreichen. Gerade noch so gesund, aber dünn.

Das war soweit alles.

Ich wünsche euch viel Glück für die Woche,

zerstört euch nicht zu sehr.

Alles Liebe <3

 

Eure Tatti

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